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  • AutorenbildAlessia Büchel

Reisen während Corona

Aktualisiert: 3. Aug. 2020

Uns war bewusst, dass wir auf Grund von Corona auf eine Art und Weise reisen werden, die wir bis jetzt noch nie erlebt haben. Wir erwarteten neben Maskenpflicht auf Flughäfen und im Flugzeug auch Temperaturmessungen beim Ein- und Ausstieg, Einhaltung der Distanzregel in den Transportmitteln und Wartebereichen und Desinfektionsmittel an allen Ecken.

Unsere Reise begann mit dem Railjet von Feldkirch nach Wien. Natürlich wussten wir, dass im österreichischen Bahnverkehr Maskenpflicht herrscht, doch da wir alleine an einem 4er Tisch sassen und die nächsten Passagiere drei Tische hinter uns weilten, haben wir "Anarchisten" es trotzdem gewagt, unsere Masken unter die Nase und einmal sogar bis unter das Kinn zu ziehen. Da wir direkt bei der Tür sassen, haben wir den Kontrolleur, der uns mit einer Busse von 40 Euro drohte, nicht kommen sehen. So rutschte, um das Reisebudget nicht schon vor der eigentlichen Reise unnötig zu belasten, unsere Maske schnell wieder nach oben. Am Flughafen angekommen, verliefen Check-In, Sicherheits- und Passkontrolle wie sonst, einfach mit Maske und Abstand. An den Gates ist es uns aber erst richtig aufgefallen: Der Flughafen ist menschenleer! Sicher 80% der Shops und Restaurants hatten geschlossen und das einzige Geräusch, das man hörte war die Rolltreppe. Die Passagiere die herumspazierten konnte man an einer Hand abzählen und auch am Gate waren bis zum Boarding kaum mehr als zwanzig Seelen anwesend. Bevor wir an Board gehen durften, gab man uns ein Faceshield, dass wir bis zu unserer "Final Destination" anhaben mussten. Da ich von meiner Maske die Schnauze voll hatte, war ich unendlich froh, diesen Helm anziehen zu dürfen, obwohl ich keine Ahnung hatte wie ich damit schlafen sollte. Meine Freude über die Maskenbefreiung wurde aber leider kurze Zeit später zu Nichte gemacht. Zuerst dachte ich, ich hätte die arabisch-englische Durchsage missverstanden, sodass ich bei einer Flugbegleiterin nachfragte. Aber tatsächlich: Das Faceshield dient nicht als Ersatz zur Maske, sondern wird zusätzlich zum Mund-Nasen-Schutz getragen. Während man die Maske beim Essen und Trinken runterziehen darf, muss der Helm die ganze Zeit getragen werden. Was für ein Spass bei einer 16.5 h Reise! Nichts desto trotz, war der Flug bis Doha sehr angenehm. Die Flugbegleiterinnen trugen über ihre schicken Uniformen einen weniger Figur schmeichelnden weissen Schutzanzug und kümmerten sich super um uns und die restlichen 18 Passagiere in der grossen Qatar Maschine.

Als wir in Doha landeten gingen wir davon aus, dass der nächste Flug nach Tansania etwa gleich verlaufen wird. Dies war aber überhaupt nicht so. Am Flughafen wurde jeder zweite Sitzplatz abgesperrt und auch die einzelnen Gates durften nur gestaffelt betreten werden. Doch beim Einsteigen und im Flugzeug selber, war die Distanzregel wie vergessen. Da Qatar Airways noch Passagiere von fünf anderen Fluggesellschaften beförderte, war jeder Platz in der Maschine besetzt. Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bemühten sich zwar sehr, die Gäste daran zu erinnern, die Masken anzubehalten. Doch schlussendlich machte jeder was er wollte. Auf Grund der ausgeprägten Hautpigmentierung der anderen Passagiere, zog ich die Schlussfolgerung, dass wir ziemlich die einzigen Touristen an Board sind und auf unserer Reise durch Tansania nur wenigen Wazungu ("Weisse/Europäer") über den Weg laufen werden.

In Sansibar angekommen gab es beim Betreten des Flughafens einen Temperaturen Check, bevor man die verschiedenen Einreisezettel ausfüllen "durfte". Nach der Überprüfung der Pässe, Visa und Einfuhr an drei verschiedenen Schaltern, konnten wir endlich unseren Rucksack in Empfang nehmen. Ab diesem Zeitpunkt gehörten Faceshield und Maske der Vergangenheit an. Weder auf dem Markt, wo sich die Menschen gegenseitig auf die Füsse treten noch in den vollgestopften Bussen werden Masken getragen oder die Einhaltung der Distanzregel gefordert. Es ist alles wie immer hier in Sansibar, einfach ohne Touristen. Der Nachteil an der ganzen Sache ist: Die meisten Läden in den Gassen von Stone Town sind zu, das Internet wurde praktisch in allen kleineren Hotels/Hostels "ausgeschalten" (laut einer Hoteleigentümerin kostet ein Monat WIFI 120$. Ohne Gäste können sich das die meisten nicht leisten) und die Bars und Restaurants am Strand sind praktisch alle geschlossen. Da nun zum Teil nur zwei/drei Gäste pro Tag die geöffneten Restaurants besuchen, kann davon ausgegangen werden, dass der frische Fisch auf der Karte evtl. der gleiche ist wie am Tag zuvor. Doch die Vorteile die sich uns hier bieten, überwiegen ganz klar: Die Zimmer sind günstiger, man hat oft die gesamte Unterkunft für sich allein und auch der Strand ist, bis auf ein paar Einheimische, menschenleer. So geniessen wir jede Sekunde alleine an dem sonst so touristischen Ferienort, hoffen aber für die hier Wohnhaften eine baldige Rückkehr der Normalität.


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