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  • AutorenbildAlessia Büchel

Medellin, die Stadt des ewigen Frühlings

Medellin, die 2,5 Millionenstadt, welche früher vor allem für die Drogenkartelle und die hohe Kriminalitätsrate bekannt war, hat es uns besonders angetan. Nicht zuletzt auf Grund des perfekten Klimas. Die letzten Monate verbrachten wir praktisch nur in Gegenden mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit, sodass wir nun richtig froh um diese trockenen 24 Grad waren. Auch unserer Kleidung hat das immerfeuchte Klima zu schaffen gemacht, sodass sogar einige unserer Shirts anfingen zu schimmeln (eklig, ich weiss, aber wir konnten nichts dagegen tun). So war unsere erste Station in Medellin die Mall in der Nähe unseres Hostel, um die Schimmelkleidung zu ersetzen. Das Blackfriday Wochenende kam uns da gerade gelegen, obwohl Kolumbien natürlich auch sonst sehr günstig ist. Auf dem Heimweg von unserer erfolgreichen Shoppingtour und auch im Hostel, konnten wir in der Ferne immer wieder Schüsse und Helikopter hören. Wir waren selbstverständlich in einer sicheren Gegend einquartiert und mussten uns daher überhaupt keine Sorgen machen, doch trotzdem fühlte man sich ein wenig wie in der Narcos Serie. Das lag vielleicht auch daran, dass wir bereits in der ersten Stunde nach Ankunft in Medellin Komplizen bei einer Straftat waren. Da unser Spanisch relativ begrenzt und das Englisch der Kolumbianer nicht gerade das gelbe vom Ei ist, wussten wir zu Beginn auch nicht ganz genau um was es ging. Anscheinend ist es seit Kurzem jedoch Verboten via Uber Leute vom Flughafen abzuholen. Wie ein Verrückter sprang der Uberfahrer aus dem Wagen und warf unser Gepäck so schnell er konnte in den Kofferraum. Michael musste vorne sitzen, damit es nicht so aussah als würde er uns chauffieren. Immer wieder drehte sich unsere Fahrer um und hielt Ausschau nach der Polizei. Er machte sich wirklich fast in die Hosen und entschuldigte sich tausend Mal für diese komische Situation. Erst als wir auf der Autobahn waren, beruhigte er sich dann langsam.

Comuna 13

Um die Cumuna 13 zu besuchen, buchten wir eine Tour im Internet. Normalerweise beträgt die Gruppegrösse um die 15-20 Personen, doch "dank" Corona waren wir wieder einmal die Einzigen am Start. Zuerst ging es mit der Metro quer durch die Stadt, bevor wir dann mit der Seilbahn in die Armenviertel hochfuhren. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus, da ich mir eine südamerikanische Grossstadt, die sich jahrelang in einem Drogenkrieg befand, ganz anders vorgestellt hatte. Die Metro und auch die Haltestellen waren so sauber, dass man sogar vom Boden essen hätte können. Auch die ganze Atmosphäre in den öffentlichen Verkehrsmitteln war sehr angenehm. Die Armut und die Probleme mit welcher die Stadt zu kämpfen hat sahen wir dann erst, als wir mit der Seilbahn über die "Favelas" fuhren. Die Seilbahn welche die Armenviertel mit der Stadt verbinden dient eigentlich nicht als eine Touristenattraktion, sondern hat eine soziale Funktion. Sie ist für die Einwohner fast gratis und ermöglicht ihnen in kürzester Zeit ins Zentrum zu gelangen um zum Beispiel arbeiten zu gehen. Früher brauchte man mit dem Bus 2-3 Stunden um vom Hügel ins Tal zu kommen, nun ist man in 30 Minuten unten und das auch noch für weniger Geld.

Nach einem "Arepa" (etwas Pfannkuchenähnliches) mit Käse, ging es mit dem Bus in das Viertel, welches vor einigen Jahren als einer der gefährlichsten Orte der Welt zählte: Die Comuna 13. Während Comuna 13 früher vor allem für die Bandenkriminalität bekannt war, wird es heute mehr mit Graffiti und Strassenkünstler in Verbindung gebracht. Auch hier wurde viel investiert um das schwere Leben der Bewohner ein Stück einfacher zu machen. So wurden auch mehrere Rolltreppen am steilen Hügel installiert, um die Mobilität zu fördern. Auch hier war die Atmosphäre richtig entspannt, überall war Musik zu hören und junge Leute, welche ihre Breakdancekünste vorführten.


Obwohl die Stadt zahlreiche Sozialprojekte startete und in Schulen, Parks und Sportstätten investiert, wird in den Strassen immer noch massenhaft Drogen konsumiert. Auf Grund der extrem günstigen Preise können es sich sogar die Ärmsten leisten. So kostet ein 1 Gramm bestes Kokain 4 Franken, während man 1 Gramm "schlechtes" schon für 80 Rappen bekommt, also weniger als ein Bier. Zum Vergleich: Bei uns kostet 1 Gramm etwa 100 Franken (Angaben ohne Gewähr, da wir beide noch nie Kokain gekauft oder konsumiert haben).


Pablo Escobar Tour

Um uns auf Kolumbien und die Pablo Escobar Tour vorzubereiten, haben wir mit der Netflix Serie Narcos gestartet. Doch schon als wir in den Minivan einstiegen, stellte unser Guide klar, dass 60% erfunden sei und dass die Kolumbianer diese Serie überhaupt nicht gutheissen. Anscheinend ist der Schauspieler, welcher Pablo verkörpert nicht einmal Kolumbianer sondern Brasilianer und hat somit einen komplett anderen Akzent als der richtige Pablo Escobar. Auch sonst wurde vieles dazu gedichtet, einfach um die Serie spannender zu gestalten. Unsere Tour startete bei La Catedral, dann ging es zum grössten Fussballfeld, welches Pablo bauen liess und zum Schluss zum Grab. Unser Guide wusste über die dunkle Vergangenheit Medellins bestens Bescheid und konnte uns so ziemlich jede Frage beantworten. Die "Stationen", welche wir abklapperten waren jetzt nicht wirklich atemberaubend oder eindrücklich, da zum Beispiel la Catedral eigentlich nur noch eine Ruine ist, das Fussballfeld halt ein grüner Platz mit zwei Toren und das Grab ein Stein mit seinem Namen. Doch die Geschichte und die Informationen, welche wir von einem richtigen "Kenner" bekamen, waren das Geld alle Mal wert. Die Hacienda Napoles, welche früher einen Flugplatz, Helikopterlandeplatz, eine Stierkampfarena, mehrere Swimmingpools, Seen, ein komplettes Strassennetz und einen Zoo mit Giraffen, Elefanten, Nashörner, Kamelen, Nilpferden ect. umfasste, besuchten wir jedoch nicht. Auch dieses einst eindrückliche Anwesen wurde komplett zerstört bzw. geplündert und wurde nun zu einem Vergnügungspark umgebaut. Pablo Escobar, war einer der grausamsten Verbrecher der Welt und starb vor 27 Jahren. Obwohl er über 400 Polizisten ermorden liess und von vielen gehasst wird, gibt es nicht wenige die ihn immer noch verehren.


Guadapé

Eigentlich wollen wir auf unserer Reise vieles selber unternehmen und uns nicht in riesigen Bussen zu Touristenattraktionen chauffieren lassen. Doch als wir den Preis für eine 11 stündige Tour nach Guadapé und Piedra del Peñol sahen, wäre es blöd gewesen die vier stündige Anfahrt mit ÖV zu unternehmen. In den 30$ pro Person war nicht nur die Fahrt nach Guadapé und dem Monolith dabei, sondern auch eine Bootstour, Frühstück und das Mittagessen. So sassen wir am nächsten Tag mit 2 kolumbianischen Familien und einem Amerikaner in einem Reisebus und fuhren Richtung Stausee Peñol-Guatapé, wo wir die Schiffsrundfahrt machten. Um den stark verzweigten See konnte man diverse Villen entdecken, so auch die vom berühmten kolumbianischen Fussballspieler James Rodriguez oder eine Hacienda von Pablo Escobar. Nach dem gemütlichen Teil kam dann der steile Aufstieg zur Spitze des Monoliths "Piedra del Peñol". 720 Stufen mussten wir überwinden, um von ganz oben den tollen Ausblick geniessen zu können. Im Anschluss wurden wir dann mit einem leckeren Mittagessen belohnt. Bevor es wieder zurück nach Medellin ging, stoppten wir im wunderschönen Dörfchen Guatapé. Die engen Strassen, die farbigen Häuser mit den liebevollen Verzierungen am Sockel und die gemütliche Stimmung luden zum Verweilen ein, sodass wir uns in ein kleines Kaffee setzten und uns zuerst einmal einen "Tinto" gönnten.


Die Grossstadt Medellin hat es uns besonders angetan und wären gerne noch ein paar Tage länger hier geblieben. Da wir aber über Weihnachten in die Karibik fliegen werden und wir bis dahin unbedingt noch andere Orte in Kolumbien bereisen möchten, verabschiedeten wir uns nach 5 Tagen schweren Herzens von ihr.

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