Als Corona unsere Reisepläne durcheinander brachte und wir uns entschieden haben nach Afrika zu fliegen, war für uns klar: Wir werden ein Gorilla Trekking machen, koste es was es wolle! Dass Michaels Lebenstraum gerade so viel kosten würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht.
Als wir in Kigali ankamen, machten wir uns sogleich auf die Suche nach einem passenden "Touroperator", was nicht wirklich schwierig war. Wir verglichen verschiedene Offerten und entschieden uns schlussendlich für eine 2-Tagestour bei "astepintonature". Bevor es jedoch auf Gorilla Suche ging, mussten wir zwei Tage im Voraus einen Corona Test machen, da diese Tiere anscheinend sehr empfindlich auf jegliche Krankheiten reagieren. Da wir schlaue Füchse sind, haben wir den Corona Testtag so gelegt, dass es von den Stunden her gerade noch reicht um aus Ruanda auszureisen.
Am Donnerstagmorgen war es dann endlich soweit. Mit unserem Guide fuhren wir Richtung Westen nach Musanze, in die Nähe der Grenze zu Uganda und der DR Kongo. Dort deponierten wir unser Gepäck im Hotel, bevor es dann weiter zu den Twin Lakes, Burera und Ruhondo ging. Wir genossen das atemberaubende Panorama mit den Vulkanen und machten eine Bootstour auf dem Ruhondo See. Da unser Guide ganz in Grün gekleidet war (so wie das Militär), machte er sich einen Spass daraus unschuldige Kinder zu erschrecken. Er fuhr durch die Dörfer und reduzierte extra die Geschwindigkeit, wenn sich eine Gruppe junger Mädchen am Strassenrand aufhielt. Diese rannten dann immer ganz schnell weg oder versteckten sich hinter Bäumen, da sie zum Teil keine Masken trugen oder sie nicht über die Nase gezogen haben. Das Militär ist nämlich für die Kontrolle verantwortlich und kann umgerechnet 5$ bei Nichteinhaltung der Maskenpflicht einfordern. Nach einem ordentlichen Abendessen liessen wir uns dann ziemlich früh ins Bett fallen, da der Wecker auf 5:30 Uhr gestellt war.
Wir waren mehr als nur aufgeregt, als wir am nächsten Morgen wieder im Auto sassen und zum Volcanoes National Park fuhren. Beim Eingang wurde unsere Körpertemperatur gemessen und wir bekamen ein Briefing zu welcher Gorillagruppe wir wanderten und wie wir uns dort zu verhalten haben. Anschliessend wurden unsere Schuhe desinfiziert und wir bekamen einen Stock um uns durch den dichten Dschungel zu schlagen. Unsere beiden bewaffneten Guides waren im stetigen Kontakt mit den Rangern, welche sich bereits im Wald befanden und die Gorillas beobachteten. Da es sich um freilebende Tiere handelt, sind sie natürlich auch jeden Tag irgendwo anders. Die Aufgabe der Ranger ist es, sie von morgens bis abends zu verfolgen und den Führern Wegbeschreibungen zu geben. Am Abend machen sich die Gorillas ihr Nest und die Ranger wissen dann, wo sie am nächsten Tag ihre Suche beginnen müssen. Die Gorillagruppe, welche wir an diesem Tag besuchten hiess Agashya und bestand aus 25 Gorillas darunter 7 Babys. Nach einer stündigen Wanderung mussten wir dann die Stöcke und Rucksäcke zurücklassen, bevor wir in die Nähe der Affen durften. Ich muss ehrlich sagen, es hat mich ein wenig überrascht, als ich die Tiere das erste Mal sah. Michael war bestens informiert und hat mir alles über Gorillas erzählt. Aus diesem Grund habe ich es gar nicht für nötig gehalten, mich eigenständig im Internet schlau zu machen. Nach Michaels Beschreibungen sollten diese Affen wirklich riesig sein und so dachte ich zuerst, dass wir es nur mit jungen Gorillas zu tun haben. Irgendwann wurde dann auch mir klar, dass das bereits die Erwachsenen sind. Naja, dass Frauen und Männer eine andere Vorstellung von Grösse haben sollte ja bekannt sein. Nichtsdestotrotz war es sehr eindrücklich, diese bedrohten Tiere in der freien Wildbahn zu beobachten. Wir durften uns bis zu 10 Metern nähern, doch ab und zu streiften uns die Jungen als sie herumtollten und einmal rannte der Silverback gerade auf uns zu. Ich war der festen Überzeugung, dass ich diesen Angriff mit der GoPro gefilmt habe. Die Enttäuschung war deshalb gross, als jener Ausschnitt spurlos auf der Kamera verschwunden war. Eine Stunde durften wir mit diesen interessanten Kreaturen verbringen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen mussten. Da es nur noch rund 1000 freilebende Berggorillas auf der ganzen Welt gibt (1980 waren es nur noch 250) und Menschenbesuche Stress bei diesen Tieren auslöst, ist die Aufenthaltsdauer und Gruppengrösse stark beschränkt. Über 150 Angestellte kümmern sich um das Wohl der bedrohten Tiere und lassen nur maximal 34 Menschen pro Tag in den National Park. Es war ein unvergessliches Erlebnis, über das wir noch lange erzählen werden. Und wer weiss, vielleicht wird mich Michael auch einmal mit diesen Augen ansehen, wie er den Silverback Gorilla angesehen hat.
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