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  • AutorenbildAlessia Büchel

Auf nach Salento

Mit selbst belegten Sandwiches im Gepäck ging es am Freitagmorgen zum Busterminal auf die Suche nach dem richtigen Bus nach Salento. Obwohl im Internet die Rede von 5 Bussen täglich war, gab es an diesem Tag nur einen der nach Salento aufbrach und zwar erst am späten Nachmittag. Da wir zum einen keine Lust hatten am Terminal herumzugammeln und zum anderen eine Ankunft bei Tageslicht bevorzugten, beschlossen wir den nächsten Bus nach Pereira zu nehmen und dort dann in einen Bus nach Salento umzusteigen. Dass diese Entscheidung uns noch zum Verhängnis werden soll und wir das Ziel an diesem Tag nicht mehr erreichen werden, wussten wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Gut gelaunt stiegen wir also in den Bus, welcher wieder mit super bequemen Sesseln ausgestattet war und beobachteten gespannt wie das riesige Ungetüm durch den Grosstadtverkehr zirkelte. Die Fahrt war sehr angenehm bis der Bus auf einmal anhielt. Der Fahrer rief "blablabla almuerzo blablabla cinco de la tarde blablabla", was wir folgendermassen übersetzten: Wir haben jetzt Mittagspause, aber es geht bald weiter, damit wir am Nachmittag um 5 ankommen werden. Es verging eine halbe Stunde, es verging eine Stunde und irgendwann kam das mulmige Gefühl auf, dass wir seine Ansprache möglicherweise falsch übersetzt hatten. Tatsächlich! Da wir es bis dahin nicht für nötig gehalten haben an die frische Luft zu gehen, beschlossen wir einmal auszusteigen und uns ein Bild von der gesamten Situation zu machen. Wir staunten nicht schlecht als wir eine riesen Auto- und Lastwagenkolone vor und hinter dem Bus entdeckten. Kein gehupe, keine schlechte Laune, es warteten einfach alle. Wir wussten immer noch nicht genau was los war, aber zogen die Schlussfolgerung, dass der Busfahrer wahrscheinlich gesagt hat: Wir machen jetzt Mittagspause und um 5 Uhr geht es weiter. Wir waren gespannt was passiert und auch ein wenig nervös, weil wir nicht genau wussten wann wir in Pereira ankommen und ob um diese Uhrzeit überhaupt noch Busse nach Salento fahren werden. 4 Stunden später, um Punkt fünf, starteten alle ihre Motoren und die Fahrt ging weiter. Da sich niemand im Bus über die Situation aufregte, nahmen wir einfach mal an, dass es in Kolumbien normal ist eine Strasse mitten am Tag für vier Stunden zu sperren.

Natürlich kamen wir viel später als gedacht in Pereira an und mussten bald feststellen dass keine Busse mehr fahren. Da Salento nicht all zu weit von Pereira entfernt war (ca. 40km), machten wir uns auf die Suche nach einem Taxi. Normalerweise streiten sich Taxifahrer um müde Touristen, die nur noch in die Unterkunft wollen, nicht aber heute. Niemand wollte uns nach Salento fahren bzw. durfte uns nicht dorthin fahren und auch Uber ignorierte unsere Anfragen (wieso das so ist, haben wir nicht rausgefunden). Nun mussten wir uns Wohl oder Übel irgend ein Bett in Pereira suchen und hoffen, dass es am darauffolgenden Tag besser laufen würde.

Gut ausgeschlafen ging es am nächsten Tag wieder zum Terminal mit der Hoffnung, dass in naher Zukunft ein Bus nach Salento aufbricht. Obwohl im Internet die Rede war von Bussen nach Salento im 30 Minutentakt, waren wir skeptisch. Gut so, denn der nächste Bus ging tatsächlich erst zwei Stunden später. So setzten wir uns in ein Café und liessen uns mit diversen Köstlichkeiten verwöhnen. Als wir nach 1,5 Stunden dann die Rechnung von umgerechnet 4 Franken bekamen, mussten wir schon ein wenig lächeln und daran denken wieviel wir bei uns Zuhause dafür bezahlt hätten: 2x Empanadas, 2x Bunuelos (frittierte Brötchen), 1x Dedo de queso (Käsestange), 1x Croissant und 4 Tassen Kaffee.

Kaffeetour

Nachdem wir am Mittag in Salento ankamen und unser Gepäck im Hostel verstauten, ging es schon weiter mit einem "Willy" (Jeeps, die an diesem Ort als Taxis fungieren) zur Finca El Ocaso. Dort wurde uns der gesamte Prozess der Kaffeeherstellung, von der Bohne bis hin zum heissen Kaffee, genaustens erklärt. Es war sehr eindrücklich und vor allem auch interessant zu erfahren, wie viel Arbeit hinter einer Tasse steckt. Zum Schluss ging es dann darum, die verschiednen Geschmäcker rauszufinden, zu benennen und die Unterschiede festzustellen. Ich bin eigentlich überhaupt keine Kaffeetrinkerin, aber dieses "Tasting" hat sogar mir sehr viel Spass gemacht. Wer weiss, vielleicht gehöre ich nach Kolumbien auch zum "Club der Erwachsenen", die Kaffee anstatt heisse Schokolade trinken.


Valle de Cocora

Wieder mit einem Willy, dieses mal aber vollgestopft mit 12 Personen und einem Hund, ging es ins 15 km entfernet Cocora Tal. Dieser Ort war der eigentliche Grund für die lange Fahrt von Medellin nach Salento, denn hier stehen die höchsten Palmen der Welt, auch Wachspalmen genannt. Bei einer vierstündigen Wanderung bestaunten wir die bis zu 50 Meter hohen Bäumen und genossen den herrlichen Tag im Nebelwald. Um zurück nach Salento zu kommen mussten wir zuerst warten bis der Wagen genug gefüllt war. Dieses System funktionierte in Pre-Coronazeiten sicher hervorragend, da sich hier massenhaft Touristen herumtummelten, jetzt hingegen war es eher unpraktisch. Nach fast 2h warten waren wir dann endlich 8 Personen, sodass der Willyfahrer es als lohnenswert erachtete nach Salento zurückzukehren.




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